Verkehrswende Deutschland - jetzt

17.10.2020 - Das besondere Unfallopfer

In Deutschland gibt es täglich Staus. Und Unfälle an Stau-Enden - auch diese gehören leider zum Alltag in Deutschland. Über den Vorfall wird meist berichtet, über seine Ursachen manchmal und über die langfristigen Folgen für die Betroffenen praktisch gar nicht.

Doch ein Auffahrunfall fand kürzlich mediales Interesse: Aktivisten, die gegen einen Autobahnbau protestierten, hatten sich von einer Brücke abgeseilt und damit den Stau ausgelöst, dessen Ende ein Autofahrer vermutlich übersehen hatte. Er wurde schwer verletzt, als sein Wagen ins Heck eines vorausfahrenden Lasters fuhr.
Von Herrn Broder in der WELT ist dazu zu hören, es habe "einen tragischen Unfall gegeben" - "bei einer Protestaktion". Hier wird über einen Auffahrunfall berichtet, weil vorne "im Namen des Waldes" Aktivisten protestierten.

Sollte nun tatsächlich dieser eine Unfall von besonderem Interesse sein, so wäre es angebracht, die polizeilichen Ermittlungen abzuwarten und anschliessend zu berichten. Aller Wahrscheinlichkeit nach unterscheidet sich dieser Auffahrunfall nicht von anderen, bei denen der Volksmund eine einfache Wahrheit zur Hand hat: Wer auffährt, ist schuld. Die Ursache dürfte, wie so oft, "nicht angepasste Geschwindigkeit" sein.

Doch journalistische Grundprinzipien werden immer dann lästig, wenn jemand das dringende Verlangen verspürt, das Urteil bereits vor dem Plädoyer zu sprechen. Junge, linke Aktivisten, die sich noch dazu gegen Autobahnen wenden - sie müssen einfach irgendwie mit schuldig an dem Unfall sein. Es darf als sicher gelten, dass Herr Broder nicht zur Feder gegriffen hätte, wäre der Stau durch ein missglücktes Fahrmanöver eines anderen Autofahrers entstanden.

Ja, es wäre zu wünschen, dass mehr über den Werdegang von Verletzten des Straßenverkehrs berichtet wird. 2004 habe ich in meinem Blog über einen Schüler berichtet, der von einem Fahranfänger schwer verletzt und mit dem Rettungshubschrauber in die Klinik geflogen wurde. Mediale Aufmerksamkeit über den Fortgang seiner Behandlung, über sein Leben nach diesem Unfall hätte das Potenzial, insbesondere junge Fahrer zum Nachdenken zu bringen. Doch das Thema findet keine Öffentlichkeit. Es ist beschämend, dass dies nur dann anders ist, wenn ein verbitterter alter Journalist die Möglichkeit zum blame game sieht.

Ulrich Nehls

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16.10.2019 - Weniger Autos - eine "Win-Win-Situation"

Um die Luftverschmutzung - vor allem durch Stickstoffdioxid - zu reduzieren, sei ein wichtiger Schritt, die Zahl der Autos in Städten zu senken, sagt Ortiz. "Wenn wir Luftverschmutzung bekämpfen, bekämpfen wir gleichzeitig auch den Klimawandel, zu viel Lärm und fördern ein gesundes Verhalten", sagt Ortiz. "Es ist eine Win-Win-Situation."

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26.9.2019 - Jedes Jahr 100 Millionen Autos mehr

Schätzen Sie doch mal, wie viel Prozent der Zeit ein Auto im Durchschnitt am Tag benutzt wird? Fünf Prozent. Da gibt es also diese Milliarden Haushalte, die 1,2 Milliarden Autos besitzen, dafür manchmal 20 bis 30 Prozent ihres Monatsbudgets ausgeben, und dann stehen diese Fahrzeuge 95 Prozent ihrer Zeit herum. Das ist völliger Schwachsinn. [...] Ich persönlich bin der Meinung, es gibt zu viele Autos.

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14.9.2019 - IAA Demo Frankfurt

Spielplätze statt Parkplätze, Flaniermeilen statt Blechlawinen, sicheres Radfahren, entspanntes Reisen mit Bus und Bahn kluger Einsatz von erneuerbaren Energien statt klimaschädlichem Benzin und Diesel.

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13.9.2019 - Höchstens dreißig für alle

In deutschen Innenstädten ist gemeinhin 50 Kilometer pro Stunde erlaubt, auf größeren Straßen manchmal sogar 60 oder mehr. Das ist viel zu viel und heute nicht mehr zeitgemäß.

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8.9.2019 - Wir diskriminieren Menschen, die zu Fuß gehen oder Rad fahren

Jeder Mensch hat die gleichen Rechte, auch im Straßenverkehr. Aber wir diskriminieren Menschen, die zu Fuß gehen oder Rad fahren. Es gibt oft große Schnellstraßen, aber kein sicheres Netz aus Fahrrad- und Fußwegen. Wenn Regierungen diese Ungerechtigkeit erkennen, dann werden die Infrastruktur und die technischen Lösungen folgen.

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6.9.2019 - Eine Spur weniger und doch kein Stau

Als Radler an der Gabelsbergerstraße einen eigenen Streifen erhalten, sagen Kritiker ein Verkehrschaos voraus. Doch eine Datenauswertung zeigt nun: Autofahrer sind nur einige Sekunden länger unterwegs.
'Wenn wir über das Thema Verkehr sprechen, lassen wir uns oft von unserer eigenen Wahrnehmung oder Annahmen leiten, die nicht auf Fakten und objektiven Messergebnissen basieren', sagt TomTom-Sprecherin Sarah Schweiger. Die Gabelsbergerstraße 'ist ein schönes Beispiel dafür'.

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31.8.2019 - Autofrei in Hamburg-Ottensen

Im Hamburger Stadtteil Ottensen sollen zwei Straßen für sechs Monate weitgehend autofrei bleiben. Immer mehr Städte drängen das Auto zurück, um wieder mehr Platz für die Menschen zu schaffen.

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21.8.2019 - 149 Milliarden externe Kosten des Straßenverkehrs

Die gesamten externen Kosten des Verkehrs belaufen sich in Deutschland für das Jahr 2017 auf rund 149 Mrd. Euro. [..] 94,5% (141 Mrd. €) davon verursacht der Straßenverkehr, 3,8% (5,7 Mrd. €) der Schienenverkehr, 0,9% (1,3 Mrd. €) der inländische Luftverkehr und 0,8% (1,1 Mrd. €) die Binnengüterschifffahrt. Den größten Anteil verursachen mit 41% (61 Mrd. €) die Unfallkosten, dann mit 21% (31 Mrd. €) die Kosten der vor-und nachgelagerten Prozesse, die Klimakosten mit 18% (27 Mrd. €), die Natur und Landschaftskosten mit 9% (13 Mrd. €), die Luftschadstoffe mit 6% (10 Mrd. €) und die Lärmkosten mit 5% (8 Mrd. €).

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22.7.2019 - Klaus Gietinger: Das Auto muss weg

Die Städte kommen weltweit zu neuer Blüte, das Leben findet wieder auf der Straße, auf Plätzen und in Cafés statt.
Kinder sind von der Käfighaltung befreit und können herumstreunen. Es gibt keine fußgängerverlassenen Dörfer und Kleinstädte mehr. Alles ist ohne Dreck, Motorenlärm und Todesgefahr. Kleine Geschäfte sind überall lebensfähig, Schulen fußläufig und gefahrlos erreichbar. Mensch und Tier werden nicht mehr überfahren, die Natur atmet auf.

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